Dr. phil. Heiko Mauch
 
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Titel der Dissertation

"Studien zur Lederherstellung am Beispiel des nördlichen
Alpenraums
Von den Anfängen bis zur Neuzeit"

Diese Dissertation kann beim Autor unter obiger Adresse zum Preis von € 79,00 bestellt werden.

ISBN 3-9806206-5-4
Verlag: DCS GmbH Überlingen
Jahr: 2004
Seiten: 355
Format: DIN A4
Classen-Papier "Noblesse Premier Naturel"

 

In dieser Arbeit werden unterschiedliche Aspekte der Lederherstellung vom Paläolithikum bis in die Neuzeit behandelt. Leder ist eine bisher wenig beachtete Materialgruppe in der archäologischen Forschung. Die Methoden der Gerberei blieben bis in die Zeit nach der Industrialisierung unverändert. Das Produktionsgut „Leder“ war in der Vor- und Frühgeschichte und im Mittelalter für jedermann ein Gebrauchsgut, vereinzelt in spezieller Verarbeitung ein Luxusgut, aber auch eine verderbliche Ware. Schuhwerk, Bekleidung, Rüstungsteile, Schilde und andere Waffenteile sowie alle Arten von Geschirren waren aus Leder. Besonders die neolithische Revolution und die Städtegründungen im Hochmittelalter brachten einen Aufschwung von Handel und Gewerbe mit sich.

Das Ziel der Arbeit ist die Darstellung eines Handwerks mit den Möglichkeiten der Archäologie, Ethnologie und Gerbereitechnik. Einen besonderen Schwerpunkt bildet der Vergleich der archäologischen Befunde mit der historischen wie auch modernen ledertechnischen Fachliteratur. Erst unterschiedliche Befunde ermöglichen einen detaillierten Rekonstruktionsversuch. Die Untersuchung soll auch einen Überblick über den aktuellen Stand der archäologischen Forschung geben. Sie ist jedoch keine Auflistung aller Funde und Befunde der Lederherstellung in der Archäologie.

Die Arbeit ist in zwei Teile untergliedert:

Teil 1   „Grundlagen und Methodik der Lederherstellung“

Eine detaillierte Darstellung der Gerbereitechnik unter Verwendung von handwerklicher und gerbereitechnischer Literatur vorwiegend des 18. bis 20. Jh. wird vorgenommen. Da der überwiegende Teil der Literatur über die Grundlagen und Methoden der historischen Gerberei nur in wenigen Bibliotheken vorhanden ist, ist ein Schwerpunkt dieses ersten Teiles die Beschreibung der verschiedenen Gerbarten, Abbildungen von Gerberwerkzeugen und historische Darstellungen der Gerberei.

In einer Warenkunde wird die Materialgruppe Leder chemisch und biologisch beschrieben und der Begriff „Leder“ definiert. Vor Beginn der Gerbung wird die Haut durch Gefrieren, Trocknen, Salzen, Räuchern und mineralische Konservierungsmethoden haltbar gemacht. Im Anschluss werden die unterschiedlichen traditionellen Gerbmethoden, Lohgerbung (vegetabile Gerbung), Sämischgerbung (Fettgerbung), Mineralgerbung (Alaun-/Weißgerbung), Aldehydgerbung (Rauchgerbung) und Kombinationsgerbung erläutert. Besonders die vegetabilen Gerbverfahren werden eingehend beschrieben, da diese Verfahren aussagekräftige archäologische Funde und Befunde ergeben. So werden die Bauart der Gerbgruben, die Gewinnung der Lohe, Werkzeuge und Werkstatt der Lohgerbung erläutert. 

In einer Forschungsgeschichte mit Fachliteratur vor 1900 wird die grundlegende Fachliteratur zur Gerberei und zur Geschichte der Gerberei genannt. In dieser historischen Literatur wird auch die handwerkliche Gerberei genau dargestellt.

Die Lederherstellung ist eine Kombination von verschiedenen mechanischen und chemischen Prozessen. Die Jagd, Tierhaltung und Tierzucht bilden die Grundlagen der Lederherstellung. Besondere Bedeutung wird den verschiedenen Möglichkeiten der Gerbung, die in Schrift- und Bildquellen aus der Völkerkunde, dem Mittelalter und der Antike genannt werden, beigemessen. Eine Sammlung von Abbildungen und Textstellen umfasst schwerpunktmäßig die Techniken der Lederbearbeitung in verschiedenen Kulturen.

Teil 2   „Funde und Befunde der Lederherstellung in der Archäologie“

Der archäologische Nachweis des Gerberhandwerks wird durch das Auffinden der Produktionsstätten, durch den Fund von Gerberwerkzeugen oder durch den Fund von Lederresten erbracht. In einem Katalog werden archäologische Nachweise zur Gerberei aufgeführt. In diesem Teil werden die Überreste von Werkstätten von der römischen Zeit bis in die Neuzeit, untergliedert nach den Gerbarten, beschrieben. Für das Mittelalter und die Neuzeit werden 33, aus der römischen Zeit 6 Fundstellen aufgelistet. Diese Zusammenstellung der ergrabenen Befunde ermöglicht einen direkten Vergleich und führt zu weiteren archäologischen Fragestellungen.

In den älteren Epochen sind meist nur Werkzeuge der indirekte Nachweis für die Gerbung. Die Funktion der bandkeramischen Schlitzgruben und die Gerbart der ledernen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände des Eismannes vom Hauslabjoch werden diskutiert. Im Neolithikum eignen sich besonders Haut und Fell von Schaf und Ziege zur Lederherstellung. Im Mesolithikum und Paläolithikum sind theoretische Überlegungen die Grundlage zur Lederherstellung. Die Lederherstellung war eine der ersten gewerblichen Produktionen der Menschheit. Denn bereits zu Beginn der Menschheitsgeschichte wurden Leder oder getrocknete Haut durch Rauch- oder Fettgerbung haltbar gemacht. Besonders das Klima hatte Einfluss auf die Bekleidung, den Zeltbau und die Ausrüstungsteile.

„Allgemeine Betrachtungen zu Gerberwerkzeugen in der Archäologie“ schließen diese Arbeit ab. Gerbergeräte wurden aus Metall, Knochen- und Geweihartefakten, Steinartefakten und Holzgegenständen gefertigt. Eine Zusammenstellung der archäologisch bekannt gewordenen Gerbereigeräte aus dem Neolithikum, der Latènezeit und der römischen Epoche geben einen Hinweis auf die Art der Gerbung.

Im Anschluss ist eine Bibliographie mit über 800 Literaturtiteln zur Thematik der „Archäologie des Leders“ zusammengestellt. Diese Literaturrecherche war sehr aufwendig, da die Literatur zur historischen Gerbereitechnik nur verstreut in einzelnen Fachbibliotheken vorzufinden ist.